Dissen. Fuchsjagden, Stoppelfeldrennen, Bildersuchfahrten, die über die Region hinaus bekannte Rallye Dissen–Bad Rothenfelde und eine höchst erfolgreiche Jugendgruppe im Kartfahren: Das Spektrum an sportlichen Aktivitäten des MSC Dissen ist lang. Auch gesellschaftlich hat sich der Motorsportclub im Landkreis Osnabrück einen Namen gemacht. Nun wird der Verein 60 Jahre alt und feiert dieses Jubiläum mit einer Feierstunde am Sonntag, 6. März, im Bad Rothenfelder Kurhaus.
Als die Ortsgruppe Landkreis Osnabrück-Süd des allgemeinen deutschen Automobilklubs am 1. März 1951 mit Sitz in Dissen gegründet wurde, beherrschten nicht die Autofahrer, sondern die Motorradfahrer die Szene, erinnert sich der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Klaus Röttger, der im Vorfeld des runden Geburtstages mit seinen Nachfolgern Wolfgang Hennig und Stefan Plengemeyer in den Archiven stöberte. Anfang der 50er-Jahre bestimmten sogenannte Kriegsbeschädigtenfahrten und Fuchsjagden das Vereinsleben. Dokumentiert ist auch das erste Teutoburger-Wald-Stoppelfeldrennen, das am 22. Juni 1951 auf dem Stoppelring in Hankenberge ausgerichtet wurde. In guter Erinnerung ist auch eine Fahrt nach Tecklenburg geblieben, wo auf der Freilichtbühne das weiße Rössl aufgeführt wurde.
Schon ein Jahr später musste sich der Verein umbenennen, denn der ADAC hat die Bezeichnung Ortsgruppe „Osnabrück-Süd“ nicht genehmigt. Aus dieser Situation heraus wurde der Club als „MSC Dissen“ in das Vereinsregister eingetragen. Allerdings kamen die Mitglieder nicht allein aus dem Landkreis Osnabrück, vielmehr schlossen sich auch Interessierte aus dem Altkreis Halle dem Verein an.
Klaus Röttger, der 1961 zu der Gruppe stieß, hat aus jener Zeit noch einige Machtkämpfe, die zwischen Auto- und Motorradfahrern entbrannten, vor Augen: Beide Gruppierungen wollten den Verein beherrschen. Dieses Kapitel war aber schnell beendet, denn als 1963 gleich 23 neue Mitglieder beitraten, gab es einen Neuanfang.
Das Amt des verstorbenen ersten Vorsitzenden Ludwig Beucke übernahm Röttger 1963 und übte es 25 Jahre lang bis 1988 aus. Im Anschluss standen Wolfgang Hennig, Christian Prell, Christian Gartmann und seit 2008 Stefan Plengemeyer dem MSC vor.
Legendär sind nach Aussage von Röttger die sonntäglichen Clubtreffen auf dem Röwekamp gewesen: Der Weg dorthin führte die Teilnehmer nur durch einen mit Pylonen bestückten Slalom: „Eine Augenweide für die, die schon oben waren“, schmunzelt Röttger. So landete auch schon mal ein Fahrzeug auf dem angrenzenden Acker.
Apropos vom Wege abgekommen: In den 70er- und Anfang der 80er-Jahre machte die Rallye Dissen–Bad Rothenfelde mit Startern aus dem In- und Ausland von sich reden. Unter anderem wurden die Rennen auch als Meisterschaftsläufe für die Meisterschaften in den Niederlanden und Belgien gewertet. Entsprechend waren die Sicherheitsvorkehrungen. Und doch ist es passiert: Einmal fuhr ein Fahrer aus Holland ohne Startgenehmigung los und rammte prompt den erst tags zuvor gekauften nagelneuen BMW des Vorsitzenden.
Ein jähes Ende fand die Rallye nach 18 Jahren, als ein Fahrer in der sogenannten „Hölle“ in Westerwiede tödlich verunglückte. Die Veranstalter brachen daraufhin nicht nur das Rennen ab, sondern beendeten als weitere Konsequenz die Ära der Rallye Dissen–Bad Rothenfelde.
Einen Riesenaufschwung erlebte der Verein Mitte der 90er-Jahre, als eine Kartgruppe aufgebaut wurde. Begann das Kartfahren 1996 mit einem einzigen eigenen und einem geliehenen Fahrzeug, so ist die Jugendgruppe seither immer mehr gewachsen. Zurzeit gehören 22 junge Leute von sieben bis 18 Jahren der Gruppe an, die von einem qualifizierten Jugendtrainer betreut wird. Mit Mirko Plengemeyer und Alexander Swirepow zählt der Verein zwei Jugendliche in seinen Reihen, die sich vor wenigen Jahren für die deutsche Meisterschaft qualifiziert haben.
Unter der Leitung von André Mittelberg, der selbst einmal der Jugendgruppe angehörte, wird derzeit abwechselnd auf dem Platz in Dissen sowie auf Parkplätzen in Hilter, Bad Laer und GMHütte gefahren.
Außer der erfolgreichen Jugendarbeit prägen gegenwärtig gesellige Aspekte wie Orientierungsfahrten, Sommerrallye und Weihnachtsfeiern das Vereinsgeschehen. Auch zählen Fahrten zum 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und zu anderen Motorsportveranstaltungen zum jährlich wiederkehrenden Programm.
Ob alte oder neue Zeiten: Bei der Feierstunde am 6. März besteht reichlich Gelegenheit, bei Benzingesprächen Erinnerungen auszutauschen. Die Veranstaltung mit geladenen Gästen beginnt um 10.30 Uhr mit einem Sektempfang und der Begrüßung durch den Vorsitzenden Stefan Plengemeyer, ehe der Ehrenvorsitzende Klaus Röttger die 60 Jahre des MSC Revue passieren lässt. Im Anschluss an verschiedene Ehrungen lädt der Verein zu einem Imbiss und zu Gesprächen ein.
Artikel NOZ von Simone Grave 2011